Maymouna's Katayoun

als Katayoun alt genug war, in eine neue Familie zu ziehen, verkaufte ich sie 2002 an Frau Angela Lenk, die somit ihren ersten Saluki erwarb. Wir telefonierten täglich, was zu einer lieben Gewohnheit wurde.

Als sie 7 Monate alt war, übernahm Familie Lenk auch noch Kamaleddin Kadyn, Kalle genannt, weil der schlecht fraß, und sich im größeren Rudel nicht wohl fühlte.

Die heranwachsende Katayoun

Katayoun mit 10 Monaten

Die Geschwister genossen ihr Leben und waren sehr glücklich miteinander. Besonders Katayoun zeigte zudem viel Speed für die Rennbahn.

Katayoun und Kalle, sie waren wie siamesische Zwillinge, ihr Glück war vollkommen.

Die Hunde durften fast täglich auf den ausgedehnten Wiesen an der Oder auch mit anderen Hunden toben, jedoch weidete ein Schäfer seine Schafherde immer wieder einmal um, was zu Konfrontationen mit verschiedenen Hundebesitzern führte, wenn die Schafe plötzlich dort waren, wo zuvor noch die Hunde tobten. Es kam hin und wieder auch zu Verletzungen bei den Schafen, auch durch Katayoun und Kalle.

Ich führte etliche Grundsatzgespräche mit Frau Lenk, denn als Hundehalter ist man verantwortlich für seine Hunde, erst recht, wenn man um ihre genetische Disposition weiß. Sie stimmte mir zwar zu, aber immer wieder erreichten mich ihre Anrufe: Stell Dir mal vor, was heute passiert ist.....

Ich riet zum alternativen Fahrradtraining, aber das wurde nach wenigen Tagen wieder aufgegeben. Aber auch weiter entfernte Auwiesen waren kein Thema, die Fahrt dorthin als zu weit empfunden.

Katayoun voller Lebensfreude

Der Frühling kam, und mit ihm wieder die Schafherde. Der Schäfer war für seine Aggressionen und Hundehaß bekannt, er suchte öfters Streit mit Hundebesitzern, es wurde berichtet, daß er sogar versucht haben soll, Spaziergänger mit ihren Hunden mit seinem Auto zu überfahren. Auch soll er dem Alkohol gegenüber nicht abgeneigt gewesen sein und ein Schläger.

Es wurden schon länger Hunde mit eingeschlagenem Schädel gefunden, ein Hund schleppte sich schwer verletzt nach Hause. So soll es bereits schon seit Jahren gewesen sein, wurde berichtet.

Katayoun sucht Kühlung im heimatlichen Teich in der großen Sommerhitze von 2003. Bewundernswert ist ihre schön befederte Rute.

Frau Lenk blieb lernresistent, auch, wenn die Schafe nicht durch die Salukis ernsthaft verletzt wurden, so geriet sie mit Katayoun und Kalle in den Fokus des Hundemörders.

Das Gartentor, vielleicht 1,20 m hoch, von innen fotografiert. Selbst für mich wäre es leicht, von außen darüber hinweg zu greifen, und den von innen stets stecken gelassenen Schlüssel umzudrehen, und aufzuschließen. Meinen ständigen Anregungen, den Zaun und das Tor zu erhöhen, wurde regelmäßig mit der Aussage begegnet, daß die Hunde nicht hinüber springen würden.

Am 24.8.2003 dann kam ein Mann, begrüßt von der überfreundlichen Katayoun. Er schloß auf, legte ihr einen Strick um den Hals und zog sie vom Grundstück. Der mißtrauische Kalle folgte mit Sicherheitsabstand. Frau Lenk saß derweil im Wohnzimmer bei geöffneter Terrassentür und bekam nichts mit.

Im nahen Unterholz erschlug dieser Mann mit zwei Hammerschlägen die Hündin, die ihm dabei in die Augen sah, und er ihr. Dann legte er sie zwischen die nahegelegenen Gleise der Eisenbahn. Kalle lief nach Hause und war völlig panisch, er schrie, verkroch sich, fraß nicht, hatte ein Trauma. Kam Besuch, floh er schreiend in den Keller. So blieb es fast jahrelang.

Ich erfuhr davon bei meinem Anruf von Österreich aus. Ich mißtraute der ersten Version, daß Katayoun von der Eisenbahn angefahren worden wäre und überzeugte Familie Lenk, sie wieder auszugraben und obduzieren zu lassen. Ich wollte ihren Mörder ausfindig machen und bestrafen lassen.

Für diesen Zweck machte ich einen Termin mit meiner berliner Tierärztin aus. Wir gruben Katayoun wieder aus, ich mit bloßen Händen, um sie nicht zu verletzen, vielleicht war es auch die Ehrfurcht vor ihrem Schicksal, ihrem Körper, ich weiß es nicht. Aber es war der furchtbarste Anblick, den ich je erleben mußte, den ich jahrelang nicht mehr los wurde, bis heute nicht, eben weil sie Katayoun, die von mir aufgezogene Salukihündin war, die mich zusammen mit Kalle noch kurz zuvor zu Hause besuchte und freudig begrüßte. Und nun lag da ein zum Teil verwester Körper, unzählige Maden krochen herum - zersetzten ihr liebes Gesicht, den Körper dieser zauberhaften, liebenswerten und arglos vertrauensvoll gewesenen Hündin.

Wir legten sie in einen Maurertuppen und fuhren mit ihr nach Berlin. Meine Tierärztin wollte nun doch keine Obduktion vornehmen, und da sie Kontakte zur Rechtsmedizin hatte, fuhren wir dorthin.

Katayoun wurde obduziert, die Bilder folgen nach dem Bericht.

 

Zusammenfassung des Obduktionsberichts:

Die Salukihündin befand sich im fortgeschrittenen Zustand zur Verwesung, zahlreiche Fliegenmaden bedeckten den Körper. Das Fell war teilweise in Auflösung begriffen.

Etwas linksseits von der Mittellinie des Os frontale befindet sich ein 4,5 zu 4 cm großer Knochendefekt, Bruchlinien setzen sich bis zum Suboccipidalbein fort.

Die restliche Rute mißt noch 22 cm, am letzten erhaltenen Rutenwirbel befinden sich mehrere in Längsrichtung angeordnete Bruchlinien.

Innere Organe oder Frakturen des Thorax oder Beckens wurden nicht nachgewiesen.

Beurteilung:

Es wurden Zeichen von schwerer stumpfer Gewalteinwirkung auf den Kopf des Hundes festgestellt, welches zu zu einer massiven Zertrümmerung des Schädeldaches führte. Die festgestellten Schädelverletzungen können Folge einer Einwirkung eines Hammers ö.ä. gewesen sein.

Die Rute könnte durch einen Hammer oder Beil abgehackt worden sein, die Verletzung am letzten erhaltenen Rutenwirbel deutet auf eine derartige gewaltsame Quetschung hin.

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Ich hätte schreien können, aber hatte das Gefühl, besonders tapfer sein zu müssen, denn neben meinem Entsetzen wollte ich der Familie Lenk Halt geben. Frau Lenk aß nicht mehr, rauchte nur und war leichenblaß.

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Was sind das für Bestien, die so etwas fertig bringen!

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Das ist nur noch der Rutenstummel, die schöne lang befederte Rute hat sich der Mörder als Trophäe mitgenommen.

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Diese lebensfrohe Salukihündin wurde erschlagen, weil ein Hundehasser dem Vernehmen nach durch einen Verwandten bei der Kripo immer wieder geschützt wird, und dadurch Rückendeckung hat. Aber sie wurde auch erschlagen, weil die Besitzer nicht ihrer Verantwortung und Aufsichtspflicht nach kamen. Und das trotz meiner immer wieder kehrenden Ermahnungen. Doch Frau Lenk wußte stets alles besser, setzte sich durch, auch hinter dem Rücken anderer, Dieses Schlaumeiergetue nehme ich ihr besonders übel.

Aber, und wenn schon, niemand hat das Recht, ein hoffnungs- und vertrauensvolles unbeschwert glückliches Leben so brutal und bestialisch auszuradieren.

Ich habe bis heute versäumt, selbst Trauerarbeit zu leisten. Damals dachte ich nur an Frau Lenk, die sich eine schwere Infektion zugezogen hatte, und sehr krank wurde. Um sie aufzumuntern, um ihr ein Ziel zu geben, wofür es sich lohnt gesund zu werden, um den Kummer zu mildern, gab ich ihr Nuryjah Saadi, die ich unbedingt behalten wollte, und anderen Interessenten beharrlich absagte. Ich gab ihr Nuri, damit sie wieder glücklich werden würde, aber auch gleichzeitig mit dem Ehrenwort, daß ich sie für einen Wurf haben kann, und sie nur in meiner Zuchtstätte Mamnouna's einmal Welpen haben sollte. Frau Lenk gab mir das Ehrenwort mit der Bemerkung, selbst sowieso nicht züchten zu können, weil sie sich niemals von Welpen trennen könnte.

Was ein Ehrenwort von Frau Lenk wert ist, wissen wir nun. Ich wäre viel besser beraten gewesen, einen schriftlichen Vertrag mit ihr zu machen, und an mich und meiner eigenen Verarbeitung dieser Tragödie zu denken. Frau Lenk war mein Mitgefühl und Sorge um sie und meine damals empfundene Freundschaft ihr gegenüber nicht wert. Diese Erkenntnis brauchte 2 Jahre, um für mich innerlich zu einem Abschluß zu reifen.